Wie flämische Radfahrer die Straßenradsaison 2022 dominierten

Die internationale Radsportsaison wird diesen Samstag mit der Lombardei-Rundfahrt abgeschlossen. Der italienische Radklassiker ist das letzte Rennen der UCI WorldTour 2022, einer weltweiten Serie mit 31 Straßenradrennen. Die Leistungen von Radfahrern wie Remco Evenepoel und Wout Van Aert haben das Jahr 2022 zu einem Höhepunkt für den flämischen und belgischen Radsport gemacht.
Van Aert konnte schon früh in der Saison seine dominante Form unter Beweis stellen. Er belegte unter anderem den 8. Platz bei Mailand-San Remo, den 2. Platz bei Paris-Roubaix, den 3. Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und den ersten Platz bei der E3 Saxo Bank Classic sowie dem Omloop het Nieuwsblad. In Vorbereitung auf die prestigeträchtige Tour de France gewann er auch die Punktewertung bei Paris-Nizza und dem Criterium du Dauphiné.
Der Fahrer aus Herentals sicherte sich während der dreiwöchigen Runde von Frankreich nicht weniger als acht Podiumsplätze, darunter drei Siege. Van Aert fuhr vier Etappen im Gelben Trikot, eine persönliche Bestleistung, außerdem gewann er die Punktewertung und verhalf seinem Teamkollegen Vingegaard zum Sieg in der Gesamtwertung. Lampaert und Philipsen trugen zu den insgesamt sechs belgischen Etappensiegen in diesem Jahr bei. Damit war die erfolgreichste Tour de France seit 1985 für Belgien perfekt.
Doch das Beste stand den belgischen Radsportfans noch bevor. Nach jahrzehntelangem Hadern mit den Ergebnissen bei den drei großen Etappenrennen - Tour de France, Giro d'Italia und Vuelta a España - gewann Remco Evenepoel die Spanien-Rundfahrt und wurde damit der erste belgische Grand-Tour-Sieger seit 1978. Aber es sollte weiter gehen mit den Erfolgen des flämischen Radsportlers.
Zwei Wochen später fanden die Weltmeisterschaften in Australien statt: Evenepoel setzte sich erneut durch. Nach einem 35 km langen Solo lieferte der Belgier einen der dominantesten Siege der jüngeren Geschichte ab und kam mit mehr als zwei Minuten Vorsprung vor dem Silbermedaillengewinner Laporte ins Ziel. Evenepoel ist erst der vierte Radsportler in der Geschichte, der eine Grand Tour, eines der großen Tagesrennen (Lüttich-Bastogne-Lüttich im April) und die Weltmeisterschaft im selben Jahr gewinnt.
Dabei war der Kontext dieser Meisterschaft alles andere als einfach. Nicht nur, dass Evenepoel nur wenige Wochen zuvor eine dreiwöchige Grand Tour als Erster beendet hatte, er musste auch noch ans andere Ende der Welt reisen und mit dem daraus resultierenden Jetlag zurechtkommen.
Die Tatsache, dass der flämische Fahrer erst 22 Jahre alt ist, macht diese Leistung noch erstaunlicher. Normalerweise erreichen Radsportler in ihren späten Zwanzigern ihre Topform. Das bedeutet, dass Evenepoel noch viel Luft nach oben hat. Die belgischen Medien wiesen daher schnell auf die Ähnlichkeiten mit seinem Landsmann Eddy Merckx hin, der allgemein als der größte Radsportler aller Zeiten gilt.
Weitere Höhepunkte der flämischen Radsportler waren der Sieg von Dylan Teuns in La Flèche Wallone, der Sieg von Jasper Philipsen auf den Champs-Élysées - der prestigeträchtigen Sprintankunft der Tour de France - und der erste Platz von Lotte Kopecky bei der Flandernrundfahrt der Frauen.
So überrascht es nicht, dass Belgien auch die UCI-Rangliste im Jahr 2022 anführt. Das Land hat über 17.000 Punkte in der nationalen Rangliste gesammelt, rund 5000 Punkte mehr als der Zweitplatzierte Frankreich. Evenepoel und Van Aert werden in der Einzelwertung auf den Plätzen zwei und drei geführt. Insgesamt hat Belgien 28 WorldTour-Siege errungen und damit den bisherigen Rekord von 20 im Jahr 2017 übertroffen.
Eine neue Generation von flämischen Radsportlern hat somit in diesem Jahr Geschichte geschrieben. Es wird schwierig sein, diese Saison im kommenden Jahr zu übertreffen, aber die Zukunft des belgischen Radsports sieht rosig aus.
(TOM)
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