Warum Flandern von der Tour de France besessen ist

Am Freitag, 1. Juli, begann die 109. Ausgabe der Tour de France. Die ersten drei Juliwochen sind der jährliche Höhepunkt für jeden Radsportfan, sowohl in Frankreich als auch im Ausland. Die Flamen stehen während des gesamten Rennens in der ersten Reihe.

"Le Grand Départ" der Tour de France wird in der ganzen Welt gefeiert: Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich das Rennen zu einem globalen Phänomen entwickelt. Daam Van Reeth, Professor und Sportökonom an der KU Leuven, schätzt, dass jedes Jahr 500 Millionen Menschen zusehen, wie die Fahrer legendäre Anstiege wie den Mont Ventoux, den Col du Tourmalais und die Alpe d'Huez bezwingen.

Der Einfluss des Wettbewerbs beschränkt sich nicht nur auf den Sport selbst: Die Tour de France ist auch ein wirtschaftlicher Höhepunkt. Die direkten jährlichen Einnahmen der Tour de France werden auf 60 bis 150 Millionen Dollar geschätzt. Auch Etappen, die außerhalb Frankreichs ausgetragen werden, haben positive Auswirkungen auf die Regionen. Eine britische Studie hatte aufgezeigt, dass drei Etappen der Tour 2014 in England der Region einen wirtschaftlichen Niederschlag von 127 Millionen GBP gehabt hatten.

Auch auf politischer Ebene ist die Tour de France eine regelrechte Macht. Französische Politiker wohnen regelmäßig Bergetappen bei, um bei ihren Wählern zu punkten. Auf internationaler Ebene nutzen Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Kasachstan und Bahrain den Wettbewerb als Imagepflegew durch den Sport. Sie sponsern ein Team, um ihr internationales Ansehen zu verbessern und die Aufmerksamkeit von Korruption und fragwürdigen Menschenrechtsverletzungen abzulenken.

Dennoch hat der Radsport in letzter Zeit Fans verloren. Letztes Jahr analysierte Van Reeth die Einschaltquoten der Tour 2021. Von den acht untersuchten Ländern verzeichneten nur Belgien, Italien und Frankreich keinen signifikanten Rückgang im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt. In Flandern verfolgte etwa einer von 13 Einwohnern die Tour de France 2021. In Frankreich selbst sowie in der Wallonie war es etwa einer von 17, in Italien nur etwa einer von 46.

Radsportverrücktes Flandern

Im Jahr 2020 erreichte die Bergetappe nach Loudenvielle in Flandern einen Marktanteil von 66 %. Konkret saßen damit zu dem Zeitpunkt zwei von drei Flamen vor dem Fernseher, um das Rennen verfolgen. Kein anderes Land kommt dem nahe, erklärte Van Reeth gegenüber der niederländischen Zeitschrift “Sport & Strategie”. "Wir in Flandern sind das radsportverrückteste 'Land' der Welt. Wir unterschätzen, wie tief das Interesse am Radsport in Flandern verwurzelt ist, jedenfalls im Vergleich zu anderen Ländern."

Für die positive Gefühle Flanderns gegenüber der Tour gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist das flämische Erbe in der Geschichte der Tour de France. Eddy Merckx ist einer der erfolgreichsten Fahrer der Geschichte des Radsports. Während seiner Karriere stellte Merckx Rekorde als Fahrer mit den meisten Tagen im Gelben Trikot (insgesamt 96) und mit den meisten Etappensiegen (34) auf. Im Jahr 1969 konnte er am Ende der Tour alle fünf Wertungstrikots überstreifen, eine seither unerreichte Leistung.

Ein weiterer Grund ist die Dominanz der heutigen flämischen Fahrer. Von den 63 Etappen der letzten drei Ausgaben wurden zehn von flämischen Fahrern gewonnen, mehr als von jedem anderen teilnehmenden Land. Sechs davon gehen auf das Konto von Wout Van Aert, dessen Popularität sich sogar in den Zahlen von Van Reeth widerspiegelt: Während in anderen Ländern die Zuschauerzahlen bei den letzten Etappen zurückgingen, verzeichnete Flandern einen deutlichen Anstieg der Einschaltquoten. Van Reeth spricht von einem "Van-Aert-Effekt".

Die Nähe zu Frankreich ist sicher ein zusätzlicher Faktor. Viele flämische Radsportfans verbinden einen Urlaub in Frankreich mit dem Besuch einer Tour de France-Etappe, um den Fahrern persönlich zuzujubeln. Jetzt, da die Corona-Pandemie in den Hintergrund getreten ist und Wout Van Aert zu den Favoriten des Wettbewerbs zählt, steht außer Zweifel, dass die Flamen die Tour wieder in großer Zahl verfolgen werden, sei es vor dem Fernseher oder vor Ort.

(TOM)

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@BELGA PHOTO DAVID STOCKMAN

 

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