Volvo verlässt die mächtige Lobby der europäischen Automobilhersteller

Der schwedische Automobilhersteller Volvo Cars hat seinen Austritt aus dem Verband der europäischen Automobilhersteller bekannt gegeben und damit seine Uneinigkeit mit der Industrielobby in Europa zum Ausdruck gebracht, die sich dem Plan der Europäischen Union widersetzt, den Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen ab 2035 zu verbieten.
"Volvo Cars wird den Verband der europäischen Hersteller (ACEA) Ende 2022 verlassen", teilte der schwedische Konzern am Freitag mit. Der Presseagentur AFP liegt die entsprechende Erklärung vor. "Nach sorgfältiger Überlegung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Nachhaltigkeitsstrategie und die Ambitionen von Volvo Cars zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig mit der Positionierung und Arbeitsweise des ACEA übereinstimmen."
"Wir glauben daher, dass es das Beste ist, vorerst einen anderen Weg einzuschlagen", heißt es weiter in der Erklärung des Konzern. Volvo hat beschlossen, bis 2030 nur noch vollelektrische Modelle zu verkaufen. Das Volvo-Werk im belgischen Gent ist derzeit das einzige Werk, das Elektromodelle für den Weltmarkt herstellt. Anfang Juli kündigte das Unternehmen den Bau einer 1,2 Milliarden Euro teuren Fabrik für Elektrofahrzeuge in der Slowakei an. Das neue Werk wird in der Lage sein, 250.000 Elektroautos pro Jahr zu produzieren. In China betreibt Volvo eine weitere E-Auto-Fabrik für den dortigen Markt.
Mit dem Austritt aus dem ACEA folgt Volvo dem Automobilkonzern Stellantis - Europas zweitgrößter Mischkonzern, der aus der Fusion von Peugeot-Citroën und Fiat-Chrysler hervorgegangen ist -, der Mitte Juni zur Überraschung aller angekündigt hatte, den ACEA zum Jahresende verlassen zu wollen.
Auch wenn Stellantis den Grund für seinen Austritt nicht offiziell bekannt gegeben hat, so hat der Konzern sich doch schon seit Monaten auf die Produktion von Elektrofahrzeugen eingestellt. Wie mehrere seiner europäischen Konkurrenten hat Stellantis bereits angekündigt, bis 2030 in Europa nur noch Elektrofahrzeuge anzubieten.
Bislang gehörten dem ACEA, einer sehr aktiven Lobbyorganisation in Brüssel, die sechzehn großen Automobilhersteller mit Sitz in Europa an, darunter Volkswagen, Renault, Hyundai und Toyota.
Der Verband lehnte jedoch den im Juni vom Parlament gebilligten Plan der Europäischen Kommission entschieden ab. Dieser sieht ein Verbot des Verkaufs von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2035 vor. Den bezeichnete der Verband ACEA als irrational".
Der Verband setzt sich insbesondere für die weitere Herstellung von Hybridautos ein. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die sowohl über einen Verbrennungs- als einen Elektromotor verfügen.
(KOR)
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