Unfreiwillige psychiatrische Einweisungen in Flandern steigen binnen zwölf Jahren um 63 Prozent

Die Zahl der unfreiwilligen psychiatrischen Einweisungen in Flandern ist binnen zwölf Jahren um 63 Prozent gestiegen, berichtete „VRT NWS“ am Montag. Auch eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen wird unfreiwillig eingewiesen.
Einer von fünf Erwachsenen wird im Laufe seines Lebens eine schwere psychische Krise erleben. Manchmal brauchen die Betroffenen professionelle Hilfe, auch wenn sie diese nicht wünschen. In Flandern haben unfreiwillige psychiatrische Einweisungen im Vergleich zu regulären stationären Einweisungen erheblich zugenommen.
Zorgnet-Icuro, der Dachverband aller psychiatrischen Einrichtungen in Flandern, führt jedes Jahr eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durch. Nach den neuesten Zahlen aus dem Jahr 2022 wurde jeder siebte Patient in einem psychiatrischen Krankenhaus unfreiwillig eingewiesen.
"Auch wenn 2022 eine leichte Stabilisierung zu verzeichnen ist, bleiben diese Zahlen sehr hoch, sie gehen im Laufe der Jahre nicht wirklich zurück", erläutert Yves Wuyts, Leiter der psychiatrischen Versorgung bei Zorgnet-Icuro.
Die regionalen Zahlen stehen im Einklang mit einem Aufwärtstrend für Belgien insgesamt, wie aus den Anfang des Jahres veröffentlichten Zahlen des Föderalen Öffentlichen Gesundheitsdienstes hervorgeht. "Trotz eines jüngsten, fast vernachlässigbaren Rückgangs, eher einer Stabilisierung, müssen wir feststellen, dass sich diese Kurve nicht wirklich verändert hat", so Wuyts.
Die Tatsache, dass nicht freiwillige Einweisungen Vorrang haben, könnte dabei eine Rolle spielen. Menschen, die in Flandern eine psychiatrische Behandlung benötigen, stehen auf langen Wartelisten. Im Jahr 2021 betrug die durchschnittliche Wartezeit für die Aufnahme in ein psychiatrisches Krankenhaus drei bis sechs Monate. Wer unfreiwillig eingewiesen wird, bekommt möglicherweise schneller einen Platz.
"Das könnte eine Erklärung sein. Das kommt vor", sagt Kirsten Catthoor, Präsidentin der Flämischen Vereinigung für Psychiatrie. "Aber es ist sicher nicht der einzige, und auch nicht der Hauptgrund."
Catthoor zufolge ist der Trend vor allem auf eine stärkere Sensibilisierung zurückzuführen. "Junge Richter, Polizeibeamte und Ärzte sind mittlerweile aufmerksamer. Sie sind sich der Problematik der psychischen Gesundheit stärker bewusst. An sich ist dies eine positive Entwicklung. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass die nicht freiwillige Einweisung manchmal eine einfache Lösung für störendes Verhalten ist.“
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