Train World eröffnet Ausstellung zur Geschichte der SNCB unter deutscher Besatzung

Train World, das Museum der SNCB, hat die Ausstellung „Belgische Eisenbahnen unter der Besatzung: zwischen Kollaboration und Widerstand“ eröffnet, die ein Licht auf ein dunkles Kapitel in der Geschichte des belgischen Eisenbahnbetreibers wirft. Die Initiative soll laut SNCB dafür sorgen, dass die Rolle des Unternehmens während des Krieges nicht in Vergessenheit gerät.
Die Ausstellung führt die Besucher durch die Geschichte der belgischen Eisenbahn von kurz vor der Invasion Nazi-Deutschlands bis zu dessen Kapitulation im Jahr 1945. Als größter Arbeitgeber Belgiens und wichtiger Knotenpunkt für Verkehr und Industrie geriet die SNCB schnell unter die Kontrolle der Besatzungsmächte. Die Deutschen nutzten die Eisenbahn, um Soldaten, Waffen, politische Gefangene und Deportierte nach Deutschland und an die Ostfront zu transportieren.
„Die Geschichte der SNCB ist eine Geschichte zwischen Kollaboration und Widerstand“
Gefangen zwischen Kollaboration und Widerstand, verfolgte die SNCB eine Politik, die sie als „Politik des kleineren Übels“ bezeichnete. „Die Geschichte der SNCB ist eine Geschichte zwischen Kollaboration und Widerstand“, sagt Thierry Denuit, Direktor von Train World. Er charakterisiert die Haltung der Eisenbahngesellschaft in diesen Jahren als „eine graue Geschichte“.
„Zu Beginn der Besatzung übernahmen die Deutschen fast sofort die Leitung des Unternehmens“, erklärt Denuit. „Die Besucher können aber auch den weiteren Verlauf der SNCB während des Krieges verfolgen. Große Bereiche sind den Deportationen und dem Widerstand gegen die Besatzer gewidmet.“
Pädagogischer Wert
Die Ausstellung bietet auch umfangreiches Unterrichtsmaterial, Vorträge, Zeitzeugenberichte und Dokumentationen über die Eisenbahnen unter deutscher Besatzung. Bereits mehr als 300 Schulklassen aus ganz Belgien haben Besuche geplant.
Die Ausstellung ist das direkte Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Rolle der SNCB bei Deportationen und Transporten während des Zweiten Weltkriegs. Das Unternehmen arbeitet auch mit der Kazsrne Dossin zusammen, von wo aus verhaftete Juden und Roma in Konzentrationslager deportiert wurden, um diese „schwarze Seite der Geschichte” sowohl heute als auch in Zukunft sichtbar zu halten.
#FlandersNewsService | © BELGA PHOTO and VIDEO TIMON RAMBOER