Rechtsextremer Abgeordneter tritt als Ausschussvorsitzender im chinesischen Spionageskandal zurück

Der belgische rechtsextreme Abgeordnete Steven Creyelman ist von seinem Amt als Vorsitzender des Parlamentsausschusses für militärische Beschaffung zurückgetreten. Der Abgeordnete war wegen Kontakten zu seinem Bruder Frank Creyelman ins Visier geraten, von dem kürzlich bekannt wurde, dass er für den chinesischen Geheimdienst tätig war.

Steven Creyelman trat mit sofortiger Wirkung aus dem Ausschuss zurück, nachdem seine Partei, der Vlaams Belang, ihn darum gebeten hatte, teilte die Partei am Donnerstag mit. "Steven Creyelman hat der Partei und ihrem Vorsitzenden in den letzten Tagen unzureichende und unvollständige Informationen über die Kontakte zu seinem Bruder geliefert", so die Partei.

Am Freitag enthüllten Der Spiegel, die Financial Times und Le Monde, dass Stevens Bruder Frank Creyelman seit mehr als drei Jahren für chinesische Spione als Geheimdienstmitarbeiter aktiv ist.

Zur Beeinflussung von Diskussionen gedrängt

Frank Creyelman, ein ehemaliger belgischer Senator, war auch Mitglied des Vlaams Belang, bevor ihm letzte Woche die Mitgliedschaft entzogen wurde. Er war auch flämischer Abgeordneter und ist derzeit noch Gemeinderatsmitglied in Mechelen.

Hunderte von durchgesickerten Textnachrichten zwischen Frank Creyelman und dem chinesischen Geheimdienstoffizier Daniel Woo enthüllen, wie Creyelman dazu gedrängt wurde, Diskussionen in Europa über eine Reihe von Themen zu beeinflussen. Pro Auftrag wurden ihm bis zu 10.000 Euro in Kryptowährung gezahlt.

Frank Creyelman beschreibt, wie er seinen Bruder im Parlament zu mehreren Gesprächen mit Woo hinzuzog.

Am Donnerstag enthüllte die flämische Finanzzeitung De Tijd, dass Steven Creyelman in den durchgesickerten Nachrichten, die sein Bruder Frank mit Woo austauschte, viel häufiger auftaucht als bisher bekannt.

Steven Creyelman selbst hatte keinen direkten Kontakt zum chinesischen Geheimdienst, aber Frank Creyelman beschreibt, wie er seinen Bruder im Parlament zu mehreren Gesprächen mit Woo hinzugezogen hat.

Versuch der Einflussnahme auf die Partei

Der Vlaams Belang teilte am Donnerstag mit, er sei von Steven Creyelman darüber informiert worden, dass die Staatssicherheit ihn diesen Monat im Zusammenhang mit einem Versuch, die Partei zu beeinflussen, gewarnt habe.

"In der Emotionalität der letzten Tage hat Steven Creyelman einen schweren Fehler begangen, indem er die Partei nicht darüber informiert hat", hieß es seitens der Partei.

Der Vlaams Belang erklärte, er warte auf die Ergebnisse der Ermittlungen der Staatssicherheit. "Steven hat die Handlungen seines Bruders scharf verurteilt und sich klar davon distanziert. Die Erfolgsbilanz unserer Partei zeigt auch sehr deutlich, dass es keinen chinesischen Einfluss gab, ganz im Gegenteil. Der Vlaams Belang hat China immer sehr kritisch gegenübergestanden", so die Partei in einer Erklärung.

_{#FlandersNewsService | Steven Creyelman ©BELGA PHOTO JONAS ROOSENS}