Öffentlich-rechtlicher Sender kritisiert Blockierung von 16 Episoden einer beliebten Fernsehserie
Der flämische öffentlich-rechtliche Sender VRT hat kürzlich beschlossen, sechzehn "nicht mehr zeitgemäße" Episoden der beliebten flämischen Fernsehserie "F.C. De Kampioenen" in ihrem Angebot zu blickieren. Dazu gehören Episoden, in denen Schwarze und Schwule ausgelacht werden. Auch Episoden, in denen Schauspieler mit Vorstrafen auftreten, wurden aus dem Angebot entfernt. Mehrere Politiker haben die Entscheidung ds VRT kritisiert.
„F.C. De Kampioenen" ist seit Jahrzehnten eine der meistgesehenen Fernsehserien in Flandern. Mit 273 Episoden in 21 Staffeln, vier Filmen und zahlreichen Wiederholungen ist sie nach wie vor eine der Lieblingsserien im Angebot des öffentlich-rechtlichen Senders. Nun werden jedoch 16 der 273 Episoden aus dem Angebot genommen, nachdem ein interner VRT-Ausschuss, der mit der Überwachung des Zeitgeistes der Sendungen betraut ist, sie für unangemessen erklärt hat.
Alle Episoden mit einem "afrikanischen Bezug" und frauenfeindlichen Äußerungen werden nicht mehr ausgestrahlt. Auch die Episoden, in denen verurteilte Gastschauspieler zu sehen sind, wurden in den VRT-Archiven "unter Embargo" gestellt.
"Wir inspizieren und bewerten alte Sendungen", erklärte VRT-Sprecher Jan Sulmont gegenüber der „Gazet Van Antwerpen“. "Wenn sich herausstellt, dass Sprache, Situationen, Bilder oder Witze dem aktuellen Zeitgeist nicht entsprechen oder nicht mehr in die heutige Gesellschaft passen, kann das ein Grund sein, sie in unserem Archiv unter Embargo zu stellen: Sie werden dann nicht mehr ausgestrahlt bzw. online gestellt."
Obwohl der öffentlich-rechtliche Sender seine Entscheidung erklärt hat, tut der „Vooruit“-Parteivorsitzende Conner Rousseau sich schwer, die Entscheidung nachzuvollziehen. Rousseau versteht die Kritik, dass Fernsehprogramme mit der Zeit gehen müssen, hält den gewählten Ansatz aber nicht für richtig.
"Erklären wir, warum bestimmte Dinge heikel sind? Oder löschen wir sie ohne Erklärung? Ich bin kein Fan von dieser Entscheidung", erklärte er auf seinem Instagram-Account. "Ja, es gibt sie, die manchmal unangemessenen Dinge. Ja, es werden manchmal Dinge gesagt, die heute nicht okay sind (und damals auch nicht)."
"Ich möchte, dass wir in den Schulen und im Fernsehen erklären, warum bestimmte Dinge nicht in Ordnung sind", betonte Rousseau. "Aber wir müssen auch erklären, dass dies in einem anderen Kontext gemacht wurde als heute." Der Politiker wies auch darauf hin, dass viele Menschen nicht mehr das Gefühl haben, sagen zu dürfen, was sie denken: "Im Moment gibt es diesbezüglich größere Probleme. Es ist einfach so, dass viele Menschen das Gefühl haben: 'Man darf nichts mehr sagen'. Wir müssen aufpassen, dass wir dieses Gefühl nicht noch verstärken."
Maurits Vande Reyde, flämischer Abgeordneter der „Open VLD“, ist ebenfalls nicht mit der Absetzung der Sendungen einverstanden.
"Das erinnert ein bisschen an die Art und Weise, wie die BBC die britische Seifenoper 'Fawlty Towers' zensiert hat", bemerkte er via Twitter. "Ein VRT-Ausschuss trifft diese Entscheidungen intern, das ist nicht sehr transparent. VRT sollte eine offene Diskussion führen und mit gutem Beispiel vorangehen."
Der Abgeordnete vergleicht die Löschung der Episoden mit der Zensur im Geschichtsunterricht: "Stellen Sie sich vor, der Geschichtsunterricht würde auf dieselbe hektische Art und Weise stattfinden, wie die Medien mit den letzten Jahrzehnten umgehen: Heinrich VIII. hat nicht existiert. Wir streichen Robespierre aus der Zeit von 1789-1794. Nero ist nur eine Zeichentrickfigur." Es sei ein übertriebener Vergleich, räumt er ein: "Aber es ist etwas Wahres dran. Man kann die Geschichte nicht zensieren. Sie zeigt vielmehr, dass wir uns immer weiterentwickeln", so Vande Reyde abschließend.
(AHU)
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