Flanderns Stahlindustrie wird CO2 aus der Luft filtern

Drei Industriegiganten haben eine Finanzierungsvereinbarung zur Kohlenstoffabscheidung unterzeichnet. Eine Versuchsanlage im Hafen von Gent wird die CO2-Emissionen aus den Hochöfen von ArcelorMittal auffangen. Die Anlage ist eine Weltpremiere und könnte als Beispiel für die Stahlindustrie weltweit dienen.
Hochöfen verschlingen riesige Mengen fossiler Brennstoffe, was die Stahlindustrie zu einer der umweltschädlichsten Industrien der Welt macht. Schätzungen zufolge ist sie für sieben bis neun Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und somit für eine erhebliche Luftverschmutzung verantwortlich. Es werden zwar Technologien entwickelt, um die Energieintensität der Stahlproduktion zu verringern, doch werden die Hochöfen weltweit noch viele Jahrzehnte lang erhebliche CO2-Emissionen verursachen. Die Kohlenstoffabscheidung ist ein wichtiger Zwischenschritt, um den Fußabdruck des umweltschädlichen Prozesses zu verringern.
Das Prinzip der CCUS (Carbon Capture Utilisation and Storage) ist nicht neu, kommt aber bislang nicht bei der Stahlproduktion zur Anwendung. Allerdings ist auf internationaler Ebene eine Handvoll Pilotprojekte in Vorbereitung. In Gent wird noch in diesem Jahr eine Steelanol-Anlage in Betrieb genommen, die kohlenstoffreiche Prozessgase aus Hochöfen in Ethanol umwandelt.
Nicht nur der Stahlgigant ArcelorMittal stellt Mittel für die Entwicklung der nicht gerade billigen Technologie zur Verfügung. Auch zwei Tochtergesellschaften des japanischen Multis Mitsubishi, Mitsubishi Heavy Industries Engineering (MHIENG) und Mitsubishi Development, werden in die Anlage investieren. Außerdem wird sich BHP, das größte Bergbauunternehmen der Welt, an dem Projekt beteiligen. Auch gibt es unterzeichnete Vereinbarungen mit Tata Steel aus Indien und Posco aus Südkorea. Die industrielle Zusammenarbeit sieht ein großes Werk in Gent und ein zweites in Nordamerika vor – eine große finanzielle Anstrengung, die sich aber langfristig auszahlen dürfte.
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