Flandern hat mehr junge Ärzte, aber die lehnen aus Gründen der Work-Life-Balance neue Patienten ab

Junge flämische Allgemeinmediziner nehmen wegen der großen Arbeitsbelastung zunehmend neue Patienten nicht mehr an, schrieb die belgische Zeitung „De Tijd“ am Samstag.
Die Zeitung beginnt mit der positiven Seite: Die Zahl der aktiven flämischen Allgemeinmediziner steigt. Nach Angaben des Föderalen Öffentlichen Gesundheitsdienstes wird ihre Zahl zwischen 2016 und 2026 um sechs Prozent steigen, von 6.293 auf 6.669 Allgemeinmediziner, aber diese aktiven Hausärzte arbeiten insgesamt weniger. "Die Zahl der gemeinsam geleisteten Arbeitsstunden, das "Volumen der Vollzeitäquivalente", sinkt im gleichen Zeitraum um zwölf Prozent, von 6.990 auf 6.131", so „De Tijd“.
Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes "Domus Medica", Roel Van Giel, sieht eine Erklärung dafür in der Rentenwelle. "Die ältere Generation von Hausärzten arbeitete oft 70 bis 80 Stunden pro Woche, während junge Ärzte in Familien mit zwei Einkommen Wert auf ihre Work-Life-Balance legen", erklärte Van Giel gegenüber „De Tijd“. "Im Durchschnitt muss man einen älteren Allgemeinmediziner durch 1,5 bis 2 jüngere Ärzte ersetzen, um die gleiche Arbeitsleistung zu erzielen", schätzt er.
Hinzu kommt, dass die Hausärzte aufgrund der Alterung der Bevölkerung mit mehr chronischen Erkrankungen und einem komplexeren Pflegebedarf konfrontiert sind. Darüber hinaus prangern die Hausärzte den administrativen Aufwand an, wie das Ausstellen von Kurzabwesenheitsnachweisen für kranke Mitarbeiter. Sie fordern Unterstützungspersonal, das Aufgaben wie Blutentnahmen übernehmen kann.
Aufgrund des Arbeitsdrucks führen immer mehr flämische Ärzte einen "Patientenstopp" ein: Nur Stammpatienten und deren Angehörige erhalten einen Termin.
Lösungsansätze
Der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke sieht Lösungsansätze in einer "besseren Praxisorganisation und einer stärkeren Unterstützung der Allgemeinmediziner" durch Praxisassistenten.
Gleichzeitig legt er Wert darauf, dass genügend Allgemeinmediziner ausgebildet werden müssen. „De Tijd“ fügt an, dass Prognosen des Föderalen Öffentlichen Gesundheitsdienstes darauf hindeuten, dass die Zahl der Allgemeinmediziner in Flandern nach 2026 wieder stärker ansteigen wird, und damit auch die Zahl der Vollzeitäquivalente.
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