Fachkräftemangel auf dem flämischen Arbeitsmarkt führt zu Schwächung des potenziellen Wachstums

Neue Zahlen des 'Steunpunt Werk', des auf die Arbeitswelt spezialisierten Forschungszentrums der KU Leuven, zeigen, dass der flämische Arbeitsmarkt noch nie so angespannt war wie heute. Auf eine freie Stelle kommen weniger als zwei arbeitslose Kandidaten. "Die Suche nach Personal ist für flämische Unternehmen so schwierig geworden, dass sie die Produktion behindert und das Wachstum bremst", schreibt die belgische Tageszeitung De Tijd.
Nach Angaben des Forschungszentrums gibt es mehr als 9.000 offene Stellen für Wartungspersonal. Außerdem werden mehr als 6.700 Bauarbeiter und Techniker werden gesucht. Im Einzelhandel und im Gesundheitswesen können etwa 5.000 Stellen nicht besetzt werden. Der Arbeitskräftemangel ist vor allem in Westflandern stark ausgeprägt. Dort kommen gerade einmal 1,5 Arbeitssuchende auf eine offene Stelle.
In fast jedem vierten Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes behindert der Arbeitskräftemangel die Produktion.
"Einigen Unternehmen droht gar die Schließung wegen akuten Personalmangels", sagt Vickie Decocker vom Branchendachverband Agoria gegenüber De Tijd.
Laut Umfragen des Arbeitgeberverbands Voka ist der angespannte Arbeitsmarkt die Hauptsorge der Unternehmer. Laut Voka führt der Personalmangel bereits jetzt zu Umsatzrückgängen und einem erheblichen Verlust an Wachstumspotenzial.
Migration
Der Geschäftsführer von Voka in Westflandern, Bert Mons, erklärte gegenüber Journalisten, dass man schon seit Jahren versuche, Mitarbeiter in Nordfrankreich und der Wallonie zu finden.
"Die Arbeitssprache an einigen Arbeitsplätzen ist schon jetzt Französisch", verrät Mons.
Doch die Sprache oder die Mobilität seien nicht das Problem. Da es auch den wallonischen Unternehmen gut gehe, würden Arbeitnehmer mit Potenzial weiterhin dort arbeiten.
Für Mons muss die Politik mit Hochdruck an einer gezielten Arbeitsmigration arbeiten. "Genau wie Deutschland und die Niederlande muss auch Flandern als ein ideales Arbeitsumfeld auf sich aufmerksam machen. Dabei sollten wir uns nicht nur auf die EU-Länder konzentrieren, sondern auch darüber hinaus".
"Wir müssen dieses Problem angehen, weil wir uns in einem Teufelskreis befinden. Aufgrund des großen Mangels müssen Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben übernehmen. Die Arbeitsbelastung nimmt zu, was dazu führt, dass immer mehr Menschen wegen Krankheit ausfallen, über kürzere oder längere Zeiträume", schließt Mons.
Der CD&V-Minister für Arbeit und Wirtschaft, Jo Brouns, ist hingegen kein Befürworter der Wirtschaftsmigration. Er sieht eher die flämische Arbeitsagentur (VDAB) in der Pflicht
"Ausländische Spitzentalente haben durchaus ihren Platz auf unserem Arbeitsmarkt, aber wir haben heuzutage eine große Gruppe von Nichterwerbstätigen. Wir müssen unser Möglichstes tun, um sie in Arbeit zu bringen", erklärt er.
"Flandern kann dieses Problem nicht allein lösen. Die Arbeitspolitik und die föderalen Maßnahmen zur Erhöhung der Beschäftigungsquote sollten uns helfen, schneller voranzukommen", fügt Brouns hinzu.
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