Antwerpen baut das größte Fernwärmenetz Belgiens
Die Stadt Antwerpen will bis 2030 mehr als 33.000 Wohnungen mittels Fernwärmenetzen beheizen. Bis 2050 soll die Hälfte der Stadt mit dieser nachhaltigen Technologie versorgt werden. Langfristig will die Stadt alle Gebäude auf ihrem Gebiet ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe beheizen.
Wärmenetze sind wie Zentralheizungssysteme, nur eben in einem ganz anderen Maßstab. Sie können ein Stadtviertel oder sogar eine ganze Stadt mit Heizenergie versorgen, indem sie zum Beispiel die Abwärme großer Unternehmen nutzen, die sonst durch Schornsteine, Kühltürme oder Kühlwasser verloren ginge. Auch die Wärme von Abwässern aus Kläranlagen kann auf diese Weise zurückgewonnen werden. Die gesamte Abwärme wird über ein unterirdisches Netz von isolierten Rohren geleitet, die wiederum über Wärmetauscher die Gebäude beheizen. So könnten die derzeit mit fossilen Brennstoffen befeuerten Heizkessel ersetzt werden.
Verringerung der CO2-Emissionen
Durch die Nutzung der Restwärme der örtlichen Industrie können die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden. Die 'Roadmap 2030: Stadsbreed Warmtenetwerk Antwerpen' liegt der Verwirklichung dieser umfassenden Wärmenetzinfrastruktur in der Stadt Antwerpen zugrunde. Damit wagt die Stadt, in Zusammenarbeit mit dem Netzbetreiber Fluvius, offiziell den Schritt zur Verwirklichung einer umfassenden Wärmenetzinfrastruktur.
"Mit dieser Roadmap unternimmt die Stadt Antwerpen einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität. Wir freuen uns, unsere soziale Rolle bei der Energiewende zu übernehmen, indem wir bei der Umsetzung des Fahrplans helfen und uns dabei an den Bedürfnissen der Stadt orientieren", erklärt Tom Ceuppens, Kundenbetreuer bei Fluvius.
Der Fahrplan enthält eine Strategie und einen detaillierten Umsetzungsplan. Dieser soll sicherstellen, dass dank des effizienten Einsatzes und der Organisation von Ressourcen die Ziele bis 2030 erreicht sein werden.
Mit einem stadtweiten Wärmenetz sollen zusätzliche industrielle (Rest-)Wärmequellen – entlang der Scheldelaan und im Melselepolder – sowie zusätzliche Endverbraucher – in der Nähe von Wärmetransportleitungen und Pilotzonen – vernetzt werden. Durch die Verbindung mehrerer Wärmetransportleitungen schafft die Stadt die notwendige Flexibilität und Betriebssicherheit, um die mit dem Ausfall von Quellen verbundenen Risiken aufzufangen.
Der Klimaplan 2030 sieht eine CO₂-Verringerung um 71.000 Tonnen pro Jahr durch den Anschluss großer Antwerpener Infrastrukturen wie Gebäudekomplexe, Krankenhäuser, öffentliche Einrichtungen, Geschäftsräume usw. an das Wärmenetz vor. Dies entspricht dem Wärmebedarf von etwa 33.500 Wohneinheiten oder, anders ausgedrückt, 10 % des derzeitigen Wärmebedarfs von Wohn- und Dienstleistungsgebäuden in der Stadt. Für das Wärmenetz sind Investitionen in Höhe von rund 500 Millionen Euro vorgesehen, die sich auf etwa 20 Projekte in der Stadt verteilen.
"Mit diesem stadtweiten Wärmenetz führen wir Antwerpen aus dem Zeitalter der fossilen Brennstoffe heraus. Das ist historisch", so der Antwerpener Stadtrat für Umwelt, Tom Meeuws. "Wir schaffen in 15 Jahren, wofür Amsterdam 30 Jahre gebraucht hat. Wir bieten Tausenden von Haushalten und Hunderten von städtischen Gebäuden eine einfache, schlüsselfertige Lösung für nachhaltiges Heizen, ohne ein weiteres Gramm CO₂ auszustoßen. Den angeschlossenen Haushalten bieten wir eine größere Energiesicherheit, so dass ihnen schlaflose Nächte erspart bleiben und sie sich keine Sorgen über explodierende Gasrechnungen machen müssen."
Der Bau dieses Wärmenetzes trägt nicht nur zur Verringerung von Treibhausgasen bei, sondern leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Mindeerung der Stickstoffemissionen. Die durch den Ersatz der Gas- und Ölkessel vermiedenen Schadstoffemissionen sind in der Größenordnung vergleichbar mit dem Effekt der Umweltzone.
Das Wärmenetz soll schrittweise ausgebaut werden, so dass bis 2050 bis zu 200.000 Haushalte oder 50 % der Gebäude in Antwerpen von dieser nachhaltigen Heizmethode profitieren können. Der erste Netzabschnitt wird sich entlang der Scheldekais und am linken Ufer erstrecken. In einer späteren Phase ist auch eine Wärmetransportverbindung entlang des Rings denkbar. Die notwendigen Geländestreifen zur Verlegung der Rohre werden bereits jetzt bereitgestellt.
AHU
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